Bildgestaltung in der Malerei

Die Komposition ist alles!
Zuerst ist das Format des Blattes oder der Leinwand, bzw. der Ausschnitt des Motives. Dann teile diese Fläche ein erstesmal. Die beiden Flächen teile nun weiter - und so weiter und so fort.  Auf diese Weise gelangt man vom Grossen zum Kleinen, wie es auch in der Natur nicht anders ist. So kann man die Arbeit an einem Bild jederzeit aufhören und es ist doch immer fertig, weil es immerzu überall gleichweit bearbeitet ist.

Entscheidendes Kriterium im bildnerischen Suchen ist das Beziehungsgeflecht über das ganze Bild hinweg - und alles ist im Motiv ablesbar! Da ist vielleicht eine Linie im Vordergrund, welche sich im Hintergrund an der Kante eines Berges fortsetzt. Und  solche Linien, solche Verbindungen schaffen plötzlich neue Formen im Bild, welche sich nicht mehr an die Trennung von Vorder- und Hintergrund halten. Auch Formen, Rhythmen, Farben haben an anderen Stellen im Bild vielleicht ihre bedeutsamen Entsprechungen.
Das Ganze wird gesucht, nicht das Detail.
Man kann darin eine Beziehung zur Situation sehen, wie wir heute unsere Welt betrachten: Wir  lösen Einzelteile heraus, um sie genauer untersuchen zu können. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, doch dadurch verlieren wir aber mehr und mehr den Ueberblick über das Ganze.

Es ist mir ein Anliegen, dass wir die Beziehung der einzelnen Aspekte zueinander wieder erkennen und beachten. Auf  diese Weise zu arbeiten führt auch zu einer Abstraktion des Bildes. Das Motiv wird immer wieder studiert und über mehrere Studien immer weiter vereinfacht. Das Betonen an der einen Stelle, das Vereinfachen an einer anderen führt dazu, dass absolut nichts dazuerfunden wird, was nicht im Motiv ablesbar ist und doch verändert sich das Bild und scheint sich vom Motiv zu entfernen. Doch das tut es nicht wirklich. Es zeigt vielmehr eine andere Wirklichkeit hinter der "offensichtlichen" des Motives. Auch  ein Motiv hat "viele Gesichter".

Dies ist eine sehr ehrliche Weise malerisch zu arbeiten, denn man hält sich genau an die Natur und gelangt doch mit der Zeit in völlig abstrakte Bereiche. Die Natur ist vielfältiger als wir uns bewusst sind. Wie oben erwähnt ist der Zeitpunkt, wann ein Bild fertig ist, nicht festzulegen.
Carl Speglitz hat mal gesagt: "Das Bild ist dann fertig, wenn der Maler aufhört daran zu malen". Es ist ja so, dass es gar nicht so sehr um das Bild geht. Es geht vielmehr um die Auseinandersetzung zwischen dem Maler und dem Motiv. Diese Auseinandersetzung bedient sich traditionellerweise der malerischen und zeichnerischen Hilfsmittel. Aber letztlich geht es um den Weg, um den Akt des Malens / des Zeichnens an sich. Und das fertige Bild ist lediglich das Resultat dieser Auseinandersetzung und enthält im besten Falle all das, was der Maler dabei gefunden hat.