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Motivation

Einige Gedanken von Baer

Unser Leben ist materiell in vielerlei Hinsicht einfacher geworden.
- sitzen statt gehen -

Bewegung wird aus dem Lebensprozess weitgehend ausgeschaltet und zum Selbstzweck im Fitness-Studio und beim Joggen...

Trotzdem ist nichts langsamer geworden. Im Gegenteil: Maschinen sind schneller als der Mensch und so beginnen wir zu "rotieren", um uns dieser Geschwindigkeit anzupassen.

Nun ist es so, dass wir heute mehr Freizeit haben als je zuvor. Doch auch diese füllen wir mit hektischem Konsumieren, das allerdings auch kaum mehr Bewegung schafft.
Bahn, Bus, Auto, Aufzug und Rolltreppen befördern uns, damit wir ja keine Zeit mit Laufen ausserhalb unseres Fitness-Programms verlieren.
So kommt es, dass wir äusserlich und innerlich träge werden. Durch immer stärkere äussere Reize würgen wir unsere innere Motivation ab und dies führt zu immer grösserer Trägheit und Sinntentleerung.

Trägheit und Motivationslosigkeit beobachte ich auch allzuoft im schamanischen Umfeld. Ich selbst bin ja auch nicht immer frei davon.

Meine Beobachtungen an mir selbst und bei anderen schamanisch Tätigen zeigen mir deutlich, dass ohne ausreichende innere Motivation kaum eine befriedigende und starke Reise gelingt. Auch hier kriegen wir nichts geschenkt.

Wenn im regelmässigen Schamanenkreis jemand ein Problem zum Bereisen in die Runde bringt, wie z.B. die Krankheit und seelische Verzweiflung einer mir unbekannten Frau, dann ist es wichtig, wie ich diese Problematik aufnehme.

Wenn ich das rein verstandesmässig aufnehme und nun mal so eben eine Reise dazu mache, dann sind die Reise und deren Resultat halt auch so eben noch akzeptabel, falls ich dabei nicht sogar einschlafe, aber sie werden der Person, für die ich reise, kaum etwas bringen.

Wenn ich das Problem aber in meinem Herzen aufnehme, die unbekannte leidende Frau als meine Schwester hier auf Erden erfühle, dann entsteht in mir eine starke innere Kraft der Anteilnahme und diese führt mich auf eine Reise, welche mich wirklich erschüttern kann. Eine solche Reise wird auch der Klientin einiges bringen.

Dieser "Mechanismus" funktioniert wirklich und es ist allen klar, dass in einem Kuchen nur das enthalten sein kann, was vorher hineingegeben wurde.

Wenn wir den schamanischen Grundgedanken, dass alles mit uns verwandt ist, wirklich verstehen, dann muss es doch möglich sein, gezielt für eine Aktion schamanischer Arbeit unsere Panzerung zu öffnen und uns von der dieser Arbeit zugrundeliegenden Problematik berühren zu lassen.

Die Frage ist demnach eigentlich die, ob wir uns bei unserer schamanischen Arbeit wirklich für unsere Verwandten einsetzen wollen, oder ob wir dabei einfach sitzenbleiben und abwarten, ob vielleicht noch was Iteressantes geschieht.

Es liegt folglich nicht an der Stimmung, am Wetter oder an einem anstrengenden Tag, wenn wir eine schamanische Arbeit verschlafen. Es liegt ganz einfach bei uns, ob wir uns entscheiden, die Arbeit zu tun und dann wirklich die entsprechende Motivation mobilisieren!


Bär // 1997 (Beitrag in der KREISZEIT)