Aussagen zu CSP und seiner Malerei
von verschiedenen seiner Schüler

Spiegelungen - eine Naturerscheinung, die Carl Speglitz in allen seinen Schaffensperioden fasziniert hat - am Meer in Frankreich, Italien oder Schweden, am Ragazer- wie am Thunersee, an der Aare wie an den Gewässern im Tessin. Die Leichtigkeit, mit welcher er durch die Farbgebung und die Richtung des Pinselstriches das Geheimnisvolle der Spiegelung erfasst - sie war es, die mich bei der ersten Begegnung mit seinen Bildern in den Bann zog:
Ein Bild der Nydeggbrücke über der grossen Aareschlaufe beim Bärengraben in Bern: die Reflexionen im grünlich-milchigen Aarewasser, die ich über Jahre auf meinem Schulweg ins Marzili beobachtet hatte - sie lassen mich beim Betrachten nicht mehr los und scheinen auch den Flötisten und Komponisten Pierre-André Bovey inspiriert zu haben, hat er doch eine Komposition zu Carls Bildern mit "Perspektive–Fläche–Spiegelungen" überschrieben.

Therese Liechti, Lehrerin, Bern



In vielen seiner Bilder ist das Bauerndorf als Thema behandelt worden: vor allem sind es die Berner Bauernhäuser mit den orange-farbenen Dächern, den mächtigen Linden im Vordergrund, eingebettet im bläulichen Hinterland, die den Maler zu immer neuen Motiven inspirierten.
Es ist nicht die Idylle eines Bauerndorfes mit der sogenannten heilen Welt, die Carl Speglitz zu Bildern anregt, sondern es ist die Auseinandersetzung mit den Farbklängen, es sind die feurig-orangen Dächer, das Grün der Linden und Pappeln, das Blau des Juras oder der Voralpen.
Es sind die Komplementär- und Kalt/Warm-Kontraste, die sich in dieser Landschaft geradezu aufdrängen. Im weiteren ist es die Formenwelt der Dächer, der Dachgiebel, der Baumkronen, der Felder und Horizonte, es sind die Dreiecke, Vierecke, Kreise, die Waagrechten, Senkrechten und Diagonalen, die die Bildkomposition prägen.
Zum Dritten ist es die Harmonie, der Einklang zwischen Siedlung und Natur, die vor allem noch bei Bauerndörfern spürbar ist: So standen das Gurtendorf bei Bern, Herzwil, Ried und Mengesdorf bei Köniz dem Maler für viele Skizzen und Bilder Modell ....

Urs Fuss, Lehrer in Solothurn, Schüler, Maler und Freund (1987)



Motivsuche... lange Märsche... Stillehalten... notieren... skizzierren... geistige Vorarbeit beim Betrachten der Skizzen... dann endlich der Beginn der malerischen Arbeit vor dem Motiv, die Wochen dauern kann...
Welches ist der Hintergrund einer solch ausserordentlich langsamen Malweise?
Es ist nicht die Angst vor der Spontaneität und Zufällen, sondern ein unerschütterlicher gestalterischer Wille...
Jeder Farbfleck, jede Form, jeder Akzent im Bild soll einen Sinn haben. Ziel ist also nicht ein Abbild, sondern ein bis ins Letzte gestaltetes Werk.
Warum malt CSP diese Bilder nicht im Atelier?
Der Künstler hat seine geistige Verwandtschaft mit der Welt des französischen Kubismus früh entdeckt. Das kompositorische Denken, die streng bildnerische Auffassung der Kubisten hat ihn schon früh fasziniert und beeinflusst.
Es ist ihm jedoch nicht entgangen, dass der intellektualisierend-abstrahierende künstlerische Prozess grosse Gefahren in sich birgt: die Gefahr einer gewissen Erstarrung, einer gewissen Naturferne oder besser, die Gefahr, sich von den lebenden Quellen zu entfernen....

Daniel Heimberg, Dozent für Zeichnen an der HTL Burgdorf, Initiant der Malschule Speglitz im Jahr 1979 (1987)



Das Spezielle am Lehrer Carl Speglitz jedoch war, dass er auch immer ausserhalb des Schulzimmers viel Zeit für seine Schüler hatte. So verbrachte er unter anderem während Jahrzehnten einen Teil seiner jährlichen Ferien zusammen mit seinen Schülern in Italien oder Frankreich:
Vor den Frühjahrs- oder Herbstferien wurde beispielsweise abgemacht, sich in einer schönen Ortschaft an der ligurischen Küste zu treffen. CSP reiste dann als erster an den besagten Ort und hatte bei Ankunft der Schüler nicht nur für alle eine Unterkunft organisiert, sondern auch schon die schönsten Motive auskundschaftet!...
Da wurde dann während zwei bis drei Wochen skizziert, gezeichnet und gemalt; die Schüler konnten dabei ihrem Lehrer über die Schulter schauen oder seinen Rat, die eigenen Arbeiten betreffend, einholen.
Man hat sich auch täglich am Strand oder abends im Ristorante oder der Pizzeria getroffen, wo nebst dem gemütlichen Zusammensein auch Diskussionen über Gott und die Welt oder das gemeinsame Begutachten und Kritisieren der Tagesarbeit seinen Platz hatte...
Alle, welche das Glück hatten, Schüler von Carl Speglitz gewesen zu sein und zudem auch mit ihm Ferien verbringen konnten, verdanken seiner herzlichen Persönlichkeit und seiner grosszügigen Menschlichkeit sehr, sehr viel!

Hans Streit, Schüler und Freund,
Fachlehrer an der Schule für Gestaltung in Bern, Bern (2002)