Texte und Aussagen zu CSP und seiner Malerei

Abendlandschaft

Der Hirt bläst seine Weise
Von fern ein Schuss noch fällt,
Die Wälder rauschen leise
und Ströme tief im Feld.
Nur hinter jenem Hügel
noch spielt der Abendschein
O hätt ich, hätt ich Flügel
Zu fliegen da hinein!

J.V. Eichendorff

Ein Gedicht, das Carl Speglitz schätzt. Seine Schlichtheit, die beschriebene Natur, ihr Klang und eine gewisse Sehnsucht in diesen Zeilen vermögen im Maler selbst eine Saite anzuschlagen.
Es ist die Sehnsucht, die Carl Speglitz trotz seines Alters geblieben ist, wohl verändert, doch unvermindert stark. Es mag diese Sehnsucht sein, die ihm Kraft gibt, ihn drängt, seine Vorstellung in der Malerei zu verwirklichen.

Brigitte Bettschen, Leiterin Ausbildung beim SRK, Sektion Bern Mittelland, Schülerin und Mitadministratorin der Malschule Speglitz, Reichenbach (1987).


Carl Speglitz' Bilder zu charakterisieren heisst zunächst, seiner künstlerischen Entwicklung nachzugehen. Die Lehre absolvierte CSP von 1929–32 in Chur bei Martin Räth, einem bekannten Schriften- und Dekorationsmaler. Dieser Lehrmeister hat mit seinen präzisen Anleitungen und künstlerischen Forderungen den Grund gelegt, auf dem sein zweiter grosser Lehrmeister, André Lhôte von 1947–49 aufbauen konnte. Bei ihm hat CSP die Wende in seinem Leben erfahren. Auch Fernand Léger und früher Johannes Itten und Ernst Gubler an der Kunstgewerbeschule Zürich haben ihm wesentliche Grundlagen gegeben.

Fast ebenso stark wie seine Lehrer hat ihn die Natur geprägt: Er kehrt nicht umsonst immer wieder nach Bad Ragaz zurück, wo er aufwuchs, und malt den Giessenpark und das Falknis–Massiv, oder nach Südfrankreich, wo er die Lavendelfelder und die Hügel und Berge des Var und der Alpes–Maritimes malt.
Carl Speglitz malt auch Stilleben und Portraits, macht Collagen und zeichnet Akte, sein Thema aber bleibt die Natur... in die er mit den Mitteln des Künstlers einzudringen versucht. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass er als Maler der Natur und als Schüler Lhôtes die Erscheinungen der Natur zu gliedern und auf das Wesentliche zu reduzieren bemüht ist. Besonders schön ist dies in seinen Bergbildern zu sehen; Berg und Fels sind menschlich–verhalten statt unmenschlich schroff, präzis strukturiert statt wildromantisch.
Man muss die Bilder des Malers lange betrachten, sie erschliessen sich nicht alle auf den ersten Blick. Das gilt auch für die Landschaftsbilder. In allen ist es das Licht, das zusammenfasst; die südlichen Bilder leben geradezu vom Licht.

Nach dreizehn Jahren Frankreich kehrte CSP in die Schweiz zurück, nach Bern. Er unterrichtete zuerst an den städtischen Zeichenklassen und wurde 1964 als Lehrer für farbiges Gestalten an die Kunstgewerbeschule Bern gewählt.
Als Lehrer tritt CSP hinter Sache und Schüler zurück, wie er als Maler hinter das Bild tritt. Er hilft dem Schüler, ohne dessen Persönlichkeit in irgendeiner Weise zu tangieren. Er lässt ihn zu sich selber finden. Er macht Vorschläge, hilft bei der Korrektur, immer wohlwollend, nie verletzend; der Schüler aber entscheidet selber, was er will, der Lehrer hat ihm die Grundlagen gegeben.
CSP kann Lehre und Freiheit verbinden, denn streng sind die Forderungen bei aller Freiheit: ein hoher Niveauanspruch, der zum eigenen Niveau führt, aber nicht zur Nivellierung unter den verschiedenen Schülern! Er lehrt die Schüler auch den sorgfältigen Umgang mit dem Material, er duldet keine Laxheit in der Arbeit. Den Schüler, der "genial" malt, führt er ohne Aufhebens wieder auf den festen Boden zurück; überlegt soll er zu Werk gehen, ohne Phantasie und Intuition auszuschlagen. Intellekt und Gefühl sind beteiligt....

Prof. Dr. Fritz Hasler, Schüler und Freund, zum 75. Geburtstag 1987