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Der Delfin

Erlebnisse im Wasserreich

Ich mache eine schamanische Reise wobei mich mein Medizintier, der weisse Wolf, irgendwohin führt, wo gerade unsere Hilfe benötigt wird.

Wir springen in einen Fluss und tauchen unter. Dies tun wir in der mittleren Welt öfter, um Distanzen zu überwinden.

Wir tauchen aber nicht mehr auf, sondern schweben plötzlich in einem grossen Canyon voller Wasser; wie ein Meeresarm, ein Fjord. Das Wasser ist sehr klar und rein und es erstrahlt schön blaugrün. Wir gleiten durch eine absolute Stille, kleine Fische um uns wie bunte Vögelchen. Es ist, wie wenn dieser Raum aus Wasser aus sich heraus leuchten würde.

Plötzlich fühle ich in mir etwas Drohendes. Ich fühle es erst ganz am Rande und dann wird es stärker. Da ist vor uns ein schwarzes Netz quer durch das Wasser gespannt. Es wirkt drohend und beklemmend. Auf halber Höhe hat sich ein Delfin darin verfangen und kommt nicht mehr los.
Wir schwimmen zu dem Gefangenen hin und ich erfasse sein Wesen: Da überschwemmt mich ein Wesen von solcher Reinheit, Grösse und Sanftmut, ein Wesen, das von innen heraus helle erstrahlt - und das nun hier in einem Netz aus Raffgier gefangen ist. Die Erkenntnis der Situation trifft mich tief, ich keuche, Tränen treten mir in die Augen .... Ich kann nur unzureichend beschreiben, was ich da fühle und erleben!
Das innere Leuchten dieses wundervollen Delfins nimmt ab und ich versuche, das Netz zu zerreissen, doch ich greife hindurch. Ich kann nicht auf die Schwingung dieses Fangnetzes kommen und so sind meine Bemühungen vergebens.
Wolf deutet nach unten und da sehe ich einen sehr grossen Kraken. Ich gleite zu ihm und bitte ihn um Hilfe und er grollt vor sich hin. Schliesslich kann ich ihn überzeugen uns zu helfen und er zerreisst das Netz mit seinen starken Tentakeln und verschwindet wieder grummelnd.

Der Delfin ist frei, schwingt sich zu uns hin und sieht mich mit einem Auge an. Ich fühle seine sanfte Aufmerksamkeit zu mir und durch mich gehen und es löst in meinem Herzen eine tiefe Liebe aus. Das Delfinwesen sagt zu mir: "Sei nicht zornig, denn mit Zorn und Wut kannst du keine Netze vernichten. Die Liebe allein ist es, was euch Menschen heilen kann. Nicht wir, welche ihr "Delfine" nennt sind es, welche zu bedauern sind. Ihr seid es, die leiden und durch euer Leiden zerstört ihr alles um euch und euch selber. Nehmt euch an und überlasst euch euren Gefühlen, so werdet ihr auch auf die Liebe in euch stossen."

Ich danke dem Delfin und wir verabschieden uns von ihm.
Wolf meint, es gäbe da noch was, was er mir zeigen möchte. Wir sinken tiefer und tiefer bis ganz auf den Grund. Da sind überall tausende von Fässern mit Totenkopfsymbolen und den Symbolen für Radioaktivität. All die Gefässe sind schon teilweise verrostet und beschädigt und aus einigen strömt durch Lecks eine Dunkelheit heraus, welche alles in dieser schönen Unterwasserwelt verschlingt.
Mir stockt das Herz. Na klar weiss ich davon, wir alle wissen davon und sind angemessen empört. Aber dies zu erleben und die Konsequenzen davon wirklich zu ermessen, ist fast mehr, als ich ertragen kann. Ich denke an die Generationen, welche uns folgen und wieder treten mir die Tränen in die Augen. Ist das alles, was ich dazu dun kann?

Wolf sagt, wir könnten hier nichts mehr tun und geht weiter. Ich will nicht mehr weiter, ich will mich irgendwo verkriechen, doch da höre ich mein Krafttier rufen und ich raffe mich auf und folge dem Wolf zurück.

Ich erkenne, wie schwer es ist, solche tiefen Erlebnisse und Erfahrungen in Worte zu kleiden, und doch weiss ich, dass es etwas ist, das für uns alle wichtig ist.


Bär