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Die Schlangenrassel

Anleitung aus der geistigen Welt

Ich mache eine schamanische Reise, um Informationen zum Bau einer bestimmten Rassel zu erhalten.

In der unteren Welt komme ich in eine Landschaft mit einem Wasserfall. Es ist ein grosses Tal mit steilen Felswänden und links ergiesst sich ein grosser kraftvoller Wasserfall herab.
Da kommt mir mein Rasselmacher - den ich schon auf früheren Reisen getroffen habe - entgegen. Er führt mich in seine Wohn- und Arbeitshöhle neben dem Wasserfall. Ich sage zu ihm, dass ich noch nie hier gewesen wäre, ob er umgezogen sei. Er sagt: "Mein Lieber, ich bin nicht umgezogen, aber du hast dich verändert und so hat sich deine Sicht der Dinge um dich herum geändert."
Drinnen frage ich ihn nach Anweisungen für die Rassel, welche ich für eine Frau machen möchte. Er sagt: "Nimm das Holz vom Birnbaum für den Rasselkörper und für den Griff nimm Holz vom Walnussbaum. Wie du sie im Speziellen machst, ist dir überlassen."
Dann sagt er mir, ich könne weitere Informationen über die Rassel erhalten und er führt mich wieder nach draussen. Da ist direkt neben dem Wasserfall eine ganz klare Wasserfläche. Dieser See wird von den herabstürzenden Wassermassen überhaupt nicht berührt und spiegelt - glatt wie er ist - den Wasserfall und die Bäume am gegenüberliegenden Ufer wie ein Spiegel wider. Der Rasselmacher sagt, ich solle nun in dieses Wasser springen.

Ich springe und es klirrt wie Glas. Dann ist alles still. Ich bin in einer neuen Landschaft, an einem Strand. Die Stille ist warm und strahlt Geborgenheit aus. Da erkenne ich, dass ich einen Frauenkörper habe - ich bin Frau geworden.

Bevor ich mich in mein neues Körpergefühl einleben kann, sehe ich eine im Sand gezeichnete Spirale, welche sich plötzlich zu bewegen beginnt. Sie verwandelt sich in eine grosse lange Schlange und diese entrollt sich und gleitet lautlos auf mich zu. Es ist wundervoll, wie der Schlangenkörper in allen Farben wie tausend Diamanten glitzert. Doch da ist in mir eine Stimme, welche sagt, dass Schlangen kaltblütige und heimtückische Wesen mit starren und kalten Augen seien - und gefährlich obendrein.
Die grosse Schlange hat sich nun vor mir aufgerichtet und ich sehe ihren Kopf direkt vor mir. Sie ist schön und die Augen strahlen voller Weisheit.

Mit weicher Frauenstimme sagt das Schlangenwesen zu mir:
"Ja - wir Schlangen sind seit Jahrhunderten durch die patriarchale Gesellschaft genau wie die Menschenfrauen verleumdet und verachtet worden. Wir wurden verfolgt, erschlagen und verbrannt. Wenn dich heute Schlangen in deiner alltäglichen Wirklichkeit mit kaltem, starrem Blick anschauen, dann siehst du eben nur den Spiegel all dieser Bösartigkeiten und Schatten, welche man in all den Jahrhunderten auf sie projiziert hat!"
Ich erkenne deutlich, was das Wesen sagt und mir bricht das Herz - eine grosse Betroffenheit, Trauer, Verzweiflung durchdringt mich - und ich fühle, wie sich auch mein Körper in der alltäglichen Wirklichkeit verkrampft und Herzenstränen rollen lässt.

Die Schlange spricht mit ihrer warmen Stimme weiter:
"Ich, das Schlangenwesen, bin tief vertraut und verbunden mit der Lebenskraft aus der Erdenmutter. Wenn ihr Menschen ruckend und polternd über die Erde stampft, dann gleite ich sanft und in Wellenlinien - wie das Wasser - über die Erde. Ich berühre sie - unsere Mutter - mit meinem ganzen Körper und ich wohne in ihr. Oft ringele ich mich auch zum vierdimensionalen Symbol der Lebenskraft - der Spirale - zusammen und geniesse die Kraft von Vater Sonne. Ich bin mit der Mutter aller Mütter - der Erde - verwandt und durch sie mit allen Frauen."
Ich erkenne dies alles so deutlich und ich weiss, dass ich das später niemals auch nur annähernd so beschreiben kann, wie ich es jetzt erkenne und erfühle. Das Schlangenwesen spricht weiter:
"Nun zu der Rassel, welche du für jene Frau machen wirst. Der Rasselkörper ist das Weibliche und der Griff das Männliche. Du wirst die Rassel nicht füllen, das soll dann die Besitzerin selber tun. Diese Rassel soll der weiblichen Lebenskraft, welche alles heilen kann, gewidmet werden..."

Ich bin tief gerührt von der grossen Weisheit, die ich aus den Worten dieses Schlangenwesens erfahren habe. In meinem Bauch fühle ich eine wohlige Kraft und ich bin nun sehr geehrt, dass ich diese Erfahrung machen durfte und somit meiner inneren Frau wieder einen Schritt näherkommen konnte.
Ich bedanke mich beim Schlangenwesen und kehre zurück.

Bär